Jakobsweg
Jakobsweg
Während einer seiner apostolischen Reisen (im Jahre 1982) lieferte Papst Johannes Paul II. in Santiago de Compostela das so genannte "Europa-Akt", in dem er sagte:
"Ich, Johannes Paul, der Sohn der polnischen Nation, die sich immer als eine europäische Nation angesah, Sohn der slawischen Nation unter den Latinen und der latinischen Nation unter den Slawen, aus Santiago spreche ich dich an, altes Europa, mit meinem liebevollen Aufruf: Finde dich selbst! Sei du selbst! Lerne deine Anfänge kennen. Hauch Leben in deine Wurzel ein."
Die Folgen dieser Einladung ließen nicht lange auf sich warten. Schon nach vier Jahre hat der Europarat die Jakobswege als wichtigste Kulturwege des Kontinents anerkannt und spornte sowohl einzelne Pilger als auch die Behörden an, die ehemaligen Wallfahrtsrouten wieder aufzubauen. Nach einigen Jahren sind mehrere Pilger aus Frankreich nach Santiago de Compostela zu Fus gegangen. 1995 wurde der erste Abschnitt des Jakobswegs in Deutschland eröffnet, etwas später in der Schweiz und in den Benelux-Ländern. Kurz danach wurde das gesamte Westeuropa mit Jakobswegen dich vernetzt, die sich nun alle miteinander verbinden und die Pilger bis zu demselben Ziel führen.
Vier Monate nach dem Todd des Papstes wurde der erste Camino-Abschnitt in Polen wieder hergestellt. Dies war der am 24.07.2005 eröffnete Niederschlesischer Jakobsweg, der aus Głogów und Jakubowo nach Görlitz (Zgorzelec) führt.
Gleichzeitig wurde der Eröffnung eines weiteren Abschnitts des Jakobswegs in Großpolen, der im November 2006 eröffnet wurde, Ansporn gegeben. Der Großpolnische Jakobsweg führt aus Gniezno durch Poznań, Lubiń und Leszno nach Głogów. Dieser Weg zusammen mit dem Niederschlesischen Weg stellen einen alten Handelsweg aus Großpolen durch Lausitz nach Böhmen, mit dem unter anderem nach Polen Dubrawka von Böhmen, Heiliger Adalbert und Kaiser Otto im Jahre 1000 gelangten, wieder her. Über diesen nach Prag führenden Weg - als einen der drei Hauptwege aus Polen in den Westen und in den Süden - schrieb im Jahre 1563 der Augsburger Kartograph Jörg Gail. Daher wurde im Mai 2008 ein weiterer Abschnitt des Jakobsweg (in Sachsen und Böhmen), der Zittauer Jakobsweg, der aus Görlitz durch Zittau und Alt-Bunzlau nach Prag führt, eröffnet.
Von der Grenze mit der Ukraine, durch Kleinpolen und Schlesien bis hin zu der deutsch-polnischen Grenze in Görlitz führt Via Regia, die Königsstraβe. Als Via Regia wurde vor Jahrhunderten einer der wichtigsten Handels- und Pilgerwege des mittelalterlichen Europas, der den Westen mit dem Osten verband und von Kiew, über Lowenberg, Krakau, Breslau, Leipzig bis hin zum Frankfurt am Main verlief, bezeichnet.
Der dritte "Korridor" des Jakobswegs in Polen ist der sogenannte Camino Polaco. Der Weg beginnt an der polnisch-litauischen Grenze in Ogrodniki und verläuft über Suwałki, Kętrzyn, Olsztyn, Toruń, Kruszwica und Strzelno bis zu Trzemeszno und Gniezno. Von hier aus besteht die Möglichkeit, weiter die Route entlang nach Prag oder mit dem Lebuser Weg in Richtung Brandenburg und Magdeburg zu wandern und zwar mit demselben Weg, den Kaiser Otto III. auf dem Rückweg von den Grab des Hl. Adalbert in Gniezno zu seinem Kaisersitz gewählt hatte.
Jakobsweg im Landkreis Gniezno
Groβpolnischer Jakobsweg, der Gniezno mit Prag verbindet, hat auf der polnischen Landkarte der Jakobswege eine besondere Bedeutung, denn dies ist der Weg, mit dem die lateinische Kultur zusammen mit dem Christentum nach Polen gelangte - m Jahre 965 in Person der Dubrawka von Böhmen und im Jahre 997 in Person des hl. Adalberts, des Bischofs von Prag. Man kann daher sicherlich behaupten, der Weg zwischen Gniezno und Prag sei unser "Tor zum Europa". Nicht viele Jahre später öffnete sich der junge polnische Staat dem Westen gegenüber, wodurch der Kaiser Otto III. nach Gniezno kommen konnte und zwar mit dem durch Lausitz führendem Weg. Auf der Rückkehr nach Magdeburg zusammen mit Bolesław Chrobry setzte Otto III. einen weiteren Weg aus Polen in den Westen fest.
Gniezno, als die erste Hauptstadt von Polen und das geistige Zentrum des polnischen Volkes, war von Anfang an ein äußerst wichtiger Pilgerstätte. Pilger, die zu Grab des hl. Adalbert kamen, begannen des Öfteren von dort ihre Pilgerreise bis nach Santiago de Compostela. Zu den Zielen der Pilgerfahrten gehörten auch Trzemeszno und Mogilno, die auf der Route der Missionsreise des Hl. Adalbert lagen, welcher sich dann weiter nach Preußen begab. Deshalb wurde der St. Jakob Wanderweg im Jahr 2007 um die Strecke zwischen Mogilno über Niechanowo bis nach Trzemeszno verlängert, wo er an den bereits erwähnten polnischen Jakobsweg anschließt, der von der Grenze mit Litauen über Olsztyn und Toruń verläuft. Auf dieser Route befinden sich die St. Jakobkirchen in Mogilno und Niechanowo , und gleich in der Nähe steht eine wunderschone aus Holz gebaute St. Jakobkirche in Kamieniec. Bemerkenswert ist, dass sich in den derzeitigen Grenzen der Gnesener Erzdiözese die meisten St. Jakobkirchen von allen Diözesen in Polen befinden, was zweifelsohne auf bedeutende Pilgertraditionen in dieser Gegend hindeutet. Westlich von Gniezno führt der Jakobsweg über Ostrów Lednicki - die wahrscheinlichste Stätte für die "Taufe Polens", und über Pola Lednickie.